Haben Sie je auf die Autorenreihenfolge bei Ihren Publikationen geachtet? Sind Sie zuerst, in der Mitte, zuletzt oder sind Sie korrespondierender Autor? Möchten Sie eine wissenschaftliche Karriere verfolgen? Wenn ja, dann sollten Sie diese Aspekte beachten. Wenn Ihre Publikationsliste von einem Komitee begutachtet wird, sei es für eine neue Stelle, eine Beförderung, oder die Vergabe eines Forschungsprojektes, könnte die Reihenfolge der Autoren als ein Argument benützt werden, und dies wird auch getan. Die folgenden Begründungen könnten vorgebracht werden:
Sind Sie nur selten der erste Autor? Diese Tatsache wird oft als Führungsmangel interpretiert. Von einem erfolgreichen Wissenschaftler wird erwartet, als erster Autor auf den meisten seiner Arbeiten zu erscheinen. Erstautoren haben die wichtigsten Ideen, haben die meisten der Experimente durchgeführt, den grössten Anteil der Arbeit ausgeführt, den Artikel geschrieben, und so weiter. Sie denken, es sei zu egoistisch, immer als Erstautor erscheinen zu wollen? Kein Grund zur Sorge. Kein Gutachterkomitee wird Egoismus als eine negative Eigenschaft eines erfolgreichen Wissenschaftlers einstufen.
Sind Sie nie letzter Autor? Diese Tatsache kann als fehlende Unabhängigkeit interpretiert werden. In vielen Disziplinen erscheint der Leiter der Forschungsgruppe als Letztautor. Gruppenleiter müssen Projekte einwerben, sind für die Forschungsgruppe verantwortlich, bereiten die Forschung vor, und haben die wichtigen Ideen. Egal, ob der Erstautor oder der Letztautor die wichtigeren hatten. Wenn bei allen Ihren Artikeln Ihr Doktorvater oder Postdoc-Vorgesetzter als Koautor aufgelistet ist, könnte dies auch als ein weiteres Zeichen Ihrer mangelnden Unabhängigkeit gedeutet werden.
Sind Sie immer in der Mitte der Autorenliste? Nun, das könnte Ärger geben. Diese Tatsache könnte in einem Komitee für Sie zu einem Problem werden. Man kann argumentieren, dass Sie nur ein Mitläufer waren, dass Sie keine wichtige Rolle bei der Arbeit gespielt haben, und in der Tat, Sie haben wohl kaum je was Wichtiges für den Artikel getan. Ihren Namen als Koautor hätte man sich ja ebenso gut sparen können.
In einige Forschungsbereichen wird behauptet, dass der korrespondierende Autor - oft mit einem Stern markiert - die relevante Person ist. Es kann argumentiert werden, dass dieser Autor sich am besten in der Forschung, die im Artikel beschrieben wird, auskennt, und dass dieser Autor die volle Verantwortung für die beschriebenen Resultate hat. Alldem brauchen Sie kaum Aufmerksamkeit zu schenken. Sterne haben die Tendenz, in standardisierten Publikationslisten verloren zu gehen, und wenn sich die Dinge wirklich zum Schlechten wenden, wird die Verantwortung kaum vom korrespondierenden Autor wahrgenommen.
Gewisse Zeitschriften verlangen, dass von jedem Autor ausdrücklich festgehalten wird, was ihre Rolle bei dem Artikel war. Das ist natürlich eine nette Idee, aber diese Informationen werden kaum in die Publikationslisten weitergeleitet. All dies in den Originalartikeln nachzuschlagen ist zu viel Arbeit, und so wird solche Information gerne übersprungen.
Sie denken, dass all dies widersprüchlich, willkürlich, und möglicherweise falsch ist? Ein bisschen wie Kaffeesatz lesen? Natürlich haben Sie Recht. Aber erwarten Sie nicht, dass Argumentationslinien in wissenschaftlichen Komitees immer unfehlbar sind. Solche Komitees müssen eine Auswahl treffen, wie zum Beispiel, Listen der zu fördernden Projekte aufstellen oder eine Bewerberauswahl machen. Dies kann schwierig sein, vor allem, wenn die Erfolgsraten niedrig sind. Argumente, die zu einer Ablehnung führen könnten, werden allzu gerne berücksichtigt, und dazu können auch die obigen Aspekte betreffend Autorenlisten gehören. Diese Argumente können durch die Kommissionsmitglieder oder externe Gutachter vorgebracht werden, andere Mitglieder können diese in Frage stellen, und am Ende gewinnt die Meinung, welche auf die überzeugendste oder schlagkräftigste Weise dargelegt worden ist. Andere wissenschaftliche Komitees brauchen Punktsysteme, um Ranglisten herzustellen. Punktezahlen, die auf Autorenlisten basieren, können von Gutachtern zugewiesen werden. Es kann allerdings auch passieren, dass bei einer Bewertung keine der oben genannten Überlegungen je erwähnt werden. Wenn Sie sich allerdings bei verschiedenen Programmen immer wieder bewerben, vor allem wo grosser Konkurrenzdruck vorhanden ist, so können Sie sicher sein, dass solche Argumente hervorgebracht werden.
Michal Borkovec, 14. November, 2014
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